Reportage
Bei den kleinen Stars des CSI
Von: Sacha Beuth
Für die meisten Kinder sind nicht die Springreiter, sondern die Ponys die grösste Attraktion am Mercedes-CSI. Das «Tagblatt» hat die Vierbeiner im Vorfeld des Events besucht.
Prinsces ist die Ruhe selbst. Geduldig lässt sich die 15-jährige Ponystute im Reit- und Pensionsstall Chalfont in Horgen von Lehrtochter Natascha die Hufe reinigen und kümmert sich weder um Chalfont-Pächter Patrick Schättin noch um den Autor dieses Textes, die zwecks Fotos in ihrer Stallbox hin und her laufen. «Genau diese Gelassenheit ist eine wichtige Eigenschaft, ob sich ein Pony für einen Grossanlass eignet oder nicht», erklärt Schättin. «Am CSI hat es extrem viele Dinge, die ein Tier ablenken können. Fremde Gerüche, blinkende Lichter oder laute Geräusche wie plötzlich kreischende Kinder.» Gerade während der Pausen (siehe Box) sei der Andrang enorm. Keiner will sich die Chance entgehen lassen, gratis eine Runde zu reiten oder wenigstens einen der Lieblinge zu streicheln. «So schön die Begeisterung der Kleinen für ihre vierbeinigen Stars ist, nicht jedes Pony kann damit umgehen», betont der diplomierte Reitinstruktor. Tiere unter fünf Jahren nehme er darum aus Sicherheitsgründen nicht mit an so einen Event. «Die sind zu jung und unerfahren.» Gefragt sind vielmehr Routiniers. Ponys, die erst an kleineren Veranstaltungen als Reittiere gewirkt haben und im Kreise erfahrener Artgenossen lernten, mit besonderen Situationen umzugehen.
Die fünf Exemplare, die Schättin mit zum CSI nimmt, haben darum alle schon ein paar Jährchen auf dem Buckel. Neben Prinsces sind das Regen, ein 13-jähriges Holländisches Reitpony, Sektion B, der Welsh-Mountain-Wallach Taffy (23) und die Welsh- Mountain-Stute Florence (27), beide Sektion A, sowie der 24-jährige Sabatini, ein Welsh-Mountain-Wallach, Sektion D, als Grösster im Bunde. Welsh Mountain, Sektion A, Sektion D? Schättin erteilt umgehend eine Lektion in Pferdekunde: «Welsh Mountain oder Holländer sind Ponyrassen. Bis zu einer Widerristhöhe von 1,48 m wird von Pony gesprochen, über 1,48 m Stockmass ist es ein Pferd.» Die Ponys würden im Turniersport wiederum in Grössentypen eingeteilt. Die Unterscheidung in Sektion A (bis 120 cm), B (bis 130 cm), C (bis 140 cm) und D (bis 148 cm) sei vor allem bei Pony-Springturnieren wichtig, damit, ähnlich wie beim Boxen mit den verschiedenen Gewichtsklassen, faire Bedingungen herrschen. «Beim Ponyreiten am CSI spielt das keine Rolle. Da geht es mehr darum, dass mit Sabatini auch ein Tier dabei ist, das grössere und schwerere Kinder reiten können.» Als hätte der Wallach mitgehört, streckt er neugierig seinen Kopf aus dem Stall und spitzt die Ohren. Doch Schättin winkt ab. «Du hast noch Pause.»
Für eine spontane Vorführsequenz auf dem Reitplatz neben dem Hof werden nun Regen und Prinsces gesattelt und aufgezäumt. Als reitende Statisten haben sich Schättins Kinder Yves (4) und Livia (2) zur Verfügung gestellt. Während Schättin und seine Frau Iris die Ponys am Zügel führen, werden ein paar lockere Aufwärmrunden gedreht. Anschliessend stehen die Tiere für den offiziellen Reitunterricht zur Verfügung. Es ist das Hauptgeschäft der Schättins, seit sie vor 19 Jahren den Betrieb mit insgesamt 32 Ponys – davon rund die Hälfte Pensionsgäste – übernommen haben. Die Teilnahme am CSI ist vorab eine Prestigeangelegenheit. «Zudem ist es eine Chance, nicht nur für unseren Betrieb zu werben, sondern auch Kindern die Freude am Reitsport zu vermitteln», erklärt Iris Schättin.
Damit der Auftritt eine Falle macht, werden die Ponys am Vortag des Events im wahrsten Sinn «geputzt und gestriegelt». Zugleich wird vor Ort die Infrastruktur vorbereitet. Am Freitag gegen 5.15 Uhr bekommen die Ponys ihr Frühstück, und dann geht es in den Anhänger und ab ins Hallenstadion. Patrick Schättin ist während des Anlasses mit zehn Helferinnen morgens bis abends im Einsatz. «Es ist viel Arbeit. Aber wenn du dann in die glücklichen Gesichter der reitenden Kinder schaust, ist es das allemal wert.»
Mercedes-CSI
Vom 24. bis 26. Januar gibt sich die Weltelite der Springreiter am Mercedes-CSI im Hallenstadion wieder ein Stelldichein. Nebst Reitsport auf Höchstniveau erwartet die Besucher zudem eine spektakuläre Show mit dem Thema «Around the World», wo unter anderem tollkühne Kosaken und Cowboys Reitkunststücke vorführen. Für Jugendliche bis 16 Jahre ist der Eintritt gratis. Das gilt auch für das Ponyreiten, das täglich vormittags und nachmittags in der Expo-Messehalle sowie während der Pausen einiger Prüfungen im Hallenstadion stattfindet. Weitere Infos:
www.mercedes-csi.ch
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